Themen

An dieser Stelle veröffentlichen wir fortlaufend Informationen zu den einzelnen Vorträgen und Workshops des Fachtags "Prävention konkret".
- Inputs am Vormittag: Strukturelle Prävention (Soziale Determinanten der Gesundheit)
Impulse von und Diskussion mit: Dr. Katharina Böhm und Mario Ferranti.
Verhältnisprävention als Schlüssel zur Reduktion gesundheitlicher Ungleichheit
(Katharina Böhm)
Der Vortrag zeigt auf, wie strukturelle Faktoren die Gesundheit beeinflussen und warum Verhältnisprävention entscheidend ist, um gesundheitliche Chancengleichheit nachhaltig zu verbessern. Dabei wird das Modell der sozialen Determinanten und der Ansatz „Health in and for all policies“ vorgestellt.
Dicke Bretter: Verhältnisprävention für die 'Schmuddelkinder'
(Mario Ferranti)
Angehörige diskreditierter und mit negativen Werturteilen behafteter Personengruppen sind oftmals in ihrem selbstbestimmten Umgang mit Gesundheit beeinträchtigt. Wie Aidshilfe dem auf vielfältige Weise begegnet - auch anhand von Praxisbeispielen - ist Gegenstand des Inputs.
- Workshop I: Mobile Tests und Versorgung
Seit 2022 bietet die Aidshilfe Schleswig-Holstein mit einem „Checkmobil“ an diversen Orten mobil und niedrigschwellig Testungen auf HIV und HCV für Angehörige besonders vulnerabler Gruppen an.
Vor dem Hintergrund von regional nur punktuell vorhandenen niedrigschwelligen Angeboten für HIV- und STI-Tests (bzw. ihrer großen Auslastung) wurde auch in Hessen immer wieder über die Idee eines mobilen Angebotes diskutiert.
Im Rahmen des Workshops findet eine Besichtigung des Checkmobils statt. Das Konzept und die bisher gemachten Erfahrungen in der Arbeit des Projekts werden präsentiert.
Im Anschluss können die Teilnehmenden identifizieren, in welchen Regionen ein mobiles Angebot auch in Hessen eine sinnvolle Ergänzung darstellen könnte. Zudem sollen die organisatorischen Anforderungen festgehalten und ein Maßnahmenplan für eine Umsetzung aufgestellt werden.
Im Anschluss an Diskussionen in früheren Fachveranstaltungen stellt sich zudem die Frage, ob ein mobiles Testangebot auch ein Baustein für einen flächendeckenden Zugang zur HIV-PrEP darstellen könnte. Hier stellen sich eine Reihe weiterer fachlicher, organisatorischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Herausforderungen. Diese werden im Gespräch beleuchtet und für den weiteren Austausch etwa mit dem Land oder der Kassenärztlichen Vereinigung festgehalten.
Beitragende:
- Louisa Glaum, Leitung des Checkmobils der Aidshilfe Schleswig-Holstein
- Marcus Kalms, Facharzt für Innere Medizin/HIV-Schwerpunktarzt, Wiesbaden
- Moderation: Holger Wicht
- Workshop II: Safer Use im ländlichen Raum
Drogenszenen und niedrigschwellige Hilfsangebote werden oft mit Großstädten assoziiert – in Hessen denken dabei viele an Frankfurt. Doch wie sieht die Situation in kleineren Städten und ländlichen Regionen aus? Und wie steht es dort um die Versorgung mit Präventionsmitteln der Schadensminimierung?
Dieser Workshop verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse zu Szenedaten mit praktischen Erfahrungen aus dem Projekt „Präventionsautomaten in Hessen“ der hessischen Aidshilfe, dessen Ziel es ist, den Zugang zu Safer-Use- und Safer-Sex-Utensilien zu verbessern. Zusätzlich zu einer Vorstellung verschiedener Utensilien diskutieren wir gemeinsam kontroverse Fragestellungen rund um das Thema Drogengebrauch.
Beitragende:
- Prof. Dr. Bernd Werse, Institut für Suchtforschung, Frankfurt University of Applied Sciences
- Christian Rosner, Koordinator des Projekts "Präventionsautomaten"
- Workshop III: Präventionsarbeit in migrantischen Communities
Die HIV-Prävention in migrantischen Communities ist mit besonderen Herausforderungen verbunden. Doch woran liegt das? Gibt es zu wenig Präventionsarbeit? Welche strukturellen Hürden müssen überwunden werden? Und wie lassen sich konkrete Projekte umsetzen, um nachhaltige Präventionsangebote in Hessen zu stärken?
Diesen Fragen widmet sich der Workshop gemeinsam mit Pierre Mayamba (Aidshilfe Essen) und Nina Baghery (Aidshilfe Hessen). Zu Beginn werden die Teilnehmenden gemeinsam erarbeiten, welche spezifischen Herausforderungen die migrantische HIV-Präventionsarbeit – insbesondere in Hessen – prägen. Dies wird durch fachliche Inputs ergänzt: Pierre Mayamba berichtet aus seiner langjährigen Arbeit in der Community (MiSSA Netzwerk) in NRW, während Nina Baghery auf HIV-bedingte Diskriminierung im Gesundheitswesen und strukturellen Rassismus eingeht.
Ausgehend von der Erfahrung des MiSSA-Netzwerks wird erarbeitet, welche Bedarfe sich für eine stärkere Verankerung von HIV-Präventionsangeboten in migrantischen Communities auch in Hessen ergeben. In Kleingruppen entwickeln die Teilnehmenden praxisnahe Ansätze für die Umsetzung neuer Projekte.
Das Ziel des Workshops ist es, nicht nur ein tieferes Verständnis für die strukturellen Herausforderungen in der HIV-Prävention zu gewinnen, sondern auch konkrete Handlungsperspektiven zu erarbeiten, die zu einer nachhaltigen Verbesserung der Präventionsarbeit in migrantischen Communities in Hessen beitragen.
Beitragende:
- Pierre Mayamba, Sozialberater bei der Aids-Hilfe Essen
- Nina Baghery, Referentin "Leben mit HIV in Hessen", Aids-Hilfe Hessen
- Workshop IV: HIV im Alter
Im öffentlichen Diskurs um die gesundheitliche Versorgung von Menschen mit HIV wird häufig auf den beispiellosen Fortschritt verwiesen, der in medizinischer Forschung zu beobachten ist: Die Verfügbarkeit antiretroviraler Therapie (ART) ermöglicht drastische Verbesserungen im Gesundheitszustand und führt zu einer deutlichen Veränderung in der Lebenserwartung. So ist, laut aktuellen RKI-Daten, die Zahl von über 40-jährigen Menschen mit HIV seit den 1990er Jahren um das Fünffache gestiegen. Zehntausende Menschen in dieser Gruppe sind bereits im hohen Alter angekommen, was zunächst als bedeutsames Zeichen des genannten Fortschritts zu werten ist.
Doch ergeben sich durch diese Steigerung der Lebenserwartung auch neue Herausforderungen – die medizinischen Bedürfnisse älterer Menschen sind häufig komplex und dies ist bei HIV-positiven Menschen nicht minder der Fall. Hinzu kommen besondere Bedarfe in der Versorgung von Menschen mit HIV, über die Mediziner*innen und Pflegepersonal häufig nur unzureichend aufgeklärt sind, was insbesondere im Pflegekontext das Risiko von Diskriminierung birgt.
Der Workshop „HIV im Alter“ mit Kerstin Mörsch und Volker Wierz liegt an dieser Schnittstelle geriatrischer und HIV-spezifischer Versorgungsstrukturen und wirft einen Blick auf die Fragen: Wie ist die Bedürfnislage von Menschen mit HIV im fortgeschrittenen Alter und wie kann der von dieser Gruppe erlebten Diskriminierung vorgebeugt werden?
Beitragende:
- Volker Wierz, Krankenpfleger, Fachbuchautor und Dozent, Berlin
- Kerstin Mörsch, Kontaktstelle HIV-bezogene Diskriminierung, Deutsche Aidshilfe
- Moderation: Axel Krecik, Geschäftsführer, Aids-Hilfe Wiesbaden
- Podiumsdiskussion: Versorgung und Prävention für Menschen in Haft
Viele Menschen im Strafvollzug gehören zu den von HIV/Aids und Hepatitiden hauptsächlich betroffenen Gruppen (z. B. Drogen gebrauchende Menschen, Menschen aus Gebieten mit höherer Prävalenz). Daher ist es sinnvoll, die Situation dieser Menschen in Bezug auf Prävention und Versorgung zu analysieren und mögliche Verbesserungen zu identifizieren. Auch der hessische Strafvollzug engagiert sich bereits in vielfältiger Weise: z. B. durch einen guten Zugang zur Substitution und ein Modellprojekt zur Behandlung von HCV.
Im Rahmen des Podiumsgespräches soll die Situation in Hessen dargestellt werden:
- Wie entwickeln sich die Fallzahlen der letzten Jahre in Bezug auf HIV und Hepatitiden im Strafvollzug?
- Welche Handlungsbedarfe bestehen, um den Zugang zu Prävention, Diagnostik und Versorgung zu erleichtern?
- Wie kann die Stigmatisierung bestimmter Lebensweisen und z. B. einer HIV-Infektion im Strafvollzug abgebaut werden, die den Zugang zu bestehenden Angeboten erschwert?
- An welchen Maßgaben orientiert sich der Strafvollzug in Bezug auf:
- Zeitpunkt und Voraussetzungen des Angebots einer Therapie nach Diagnose einer HIV-Infektion.
- Voraussetzungen für und Zugang zur HCV-Therapie, HBV-Impfung, HIV-Präexpositionsprophylaxe.
- Welche (Zwischen-)ergebnisse liegen aus dem Modellprojekt zur HCV-Versorgung in Haft vor und welche Erkenntnisse werden daraus abgeleitet?
Während der Strafvollzug gesundheitliche Versorgung gewährleistet, kommt es in der spezifischen Lebenssituation von Menschen, die in Freiheit entlassen werden, zu Situationen mit erhöhtem Risiko: Zu den Herausforderungen zählen nahtlose therapeutische Versorgung und der Zugang zu Präventionsmitteln. Hier stellt sich die Frage, wie das Netzwerk von niedrigschwelligen Drogenhilfen und Aidshilfen unterstützen kann, um den Übergang gut zu gestalten.
Teilnehmende des Podiums:
- Tanja Eichner, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium der Justiz
- Claudia Ak, Selbsthilfenetzwerk "Junkies, Ehemalige und Substitutierte"
- Dr. Simone Dorn, ltd. Medizinaldirektorin im hessischen Strafvollzug
- Maike O'Reilly, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt University of Applied Sciences
- Dirk Schäffer, Referent Drogen und Strafvollzug, Deutsche Aidshilfe
- Florian Beger, Geschäftsführer, Aids-Hilfe Hessen
- Moderation: Holger Wicht

Christian Rosner
Projektmanagement
Präventionsautomaten
Präventionsziele 2030

Florian Beger
Landesgeschäftsführer
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